Projektion in der Psychologie

Ich bin es nicht – du bist es: Projektion in der Psychologie

Wichtige Punkte auf einen Blick

  • Die Projektion ist ein Abwehrmechanismus, bei dem wir anderen Impulse übertragen, die wir selbst in uns tragen.
  • Aus Sicht der Psychoanalyse dient sie als Abwehr von Angst und zur Aufrechterhaltung des Selbstbilds.
  • Projektionen lassen sich mit der Frage entlarven, was das alles mit einem selbst zu tun hat.

Wer kennt es nicht? Gerade in Streitgesprächen wird man plötzlich mit einem Vorwurf konfrontiert, der absurder nicht sein könnte. „Du bist eifersüchtig.“ „Du betrügst mich.“ „Du bist doch nur neidisch.“ In vielen dieser Fälle schieben wir unserem Gegenüber Gefühle zu, die wir selbst haben, aber nicht wahrhaben möchten. Projektion heißt dies in der Fachsprache der Psychologie. Aber warum projizieren Menschen? Und wie kann dies gestoppt werden? Wir klären auf.

Wer und warum: Gründe für psychologische Projektionen

Die Projektion ist ein Abwehrmechanismus und dient der Selbstverteidigung. Denn dem Prozess liegt zugrunde, dass wir Dinge auf andere schieben, die wir selbst an uns nicht mögen. Wir fühlen uns wohler, diese negativen Eigenschaften bei anderen zu suchen als bei uns selbst. Solch ein Abwehrmechanismus hat ein einfaches Ziel: Wir halten unser eigenes Unbehagen in Schach, indem wir es außerhalb unseres Bewusstseins verbannen.

Was einem selbst im ersten Moment hilft, kann jedoch auf dem zweiten Blick zu Problemen führen. Projektionen von Gefühlen auf andere Menschen sorgt nicht selten für späteres Unbehagen, denn:

  • wir machen andere Menschen zu etwas, was sie nicht sind,
  • wir streuen Unfrieden und belasten Beziehung
  • und wir vergeuden unsere Energie, die für andere Dinge wichtiger wäre!

Aber warum projizieren manche Menschen mehr als andere? Die einen Menschen sind anfälliger dafür als andere. Vor allem diejenigen, die sich selbst nicht gut kennen, neigen zur Projektion. Aber auch ein Minderwertigkeitsgefühl oder ein geringes Selbstwertgefühl können Gründe dafür sein.

Menschen, die ihre Fehler und Schwächen nur schwer akzeptieren können, neigen ebenso dazu, schlechte Gefühle bei anderen zu sehen. Wer sich jedoch mit seinen Ecken und Kanten, dem Schlechten und Hässlichen akzeptiert, sucht dies seltener bei anderen.

Die Projektion eigener Gefühle auf andere dient der Abwehr von ungeliebten Emotionen, Wünschen und Ängsten. Oft werden Gefühle projiziert, die Angst streuen, bedrohlich erscheinen, die verboten sind oder derer Menschen sich schämen.

Beispiele: Projektion hat viele Gesichter

Projektionen begegnen uns häufiger im Alltag, als wir denken. Dabei sieht sie bei jedem anders aus und ist nicht immer einfach zu erkennen. Rassismus und Homophobie beispielsweise sind oft Projektionen auf hohem Niveau und sehr verbreitet in der Gesellschaft. Aber auch der untreue Ehepartner, der permanent Untreue vorwirft, ist ein klassisches Beispiel dafür. Er projiziert seine schlechten Gefühle auf den Partner, dabei ist er es, der fremdgeht.

Neid ist ebenfalls oft ein Resultat von Projektionen. Denn in vielen Fällen spielt das Empfinden, selbst Dinge für sich zu wünschen, eine große Rolle. Die Gründe, warum diese jedoch nicht erfüllt werden, liegen bei einem selbst. Aber: Das wäre ein Eingeständnis. Manche Menschen machen es sich daher einfacher, mittels Neid einen anderen Menschen schlechter erscheinen zu lassen.

Eine andere klassische Situation ist diese: Bei einem Treffen redet der Bekannte ohne Punkt und Komma. Wird er dann doch einmal unterbrochen, wirft er dem Gegenüber vor, ein schlechter Zuhörer zu sein, der nur Aufmerksamkeit sucht. Aber ist er das nicht selbst? Eine Projektion ist auch, wenn der Kollege fordert, die eigenen Überstunden unter den Tisch zu kehren, nur damit sein weniges Arbeiten nicht auffällt. Es gibt viele Beispiele.

Projektionen stoppen: Auswege aus dem ungesunden Verhalten

Hast du dich wiedererkannt? Das ist kein Grund zur Sorge. Projektionen sind ein menschliches Verhalten, das auch gestoppt werden kann. Wichtig ist es, die Gründe dafür herauszufinden. Begib dich auf Ursachenforschung.

Dazu kann ein Tagebuch sehr hilfreich sein. Es unterstützt das eigene Befinden herauszufinden, insbesondere die eigenen Schwächen. Selbstreflexion ist hier das richtige Mittel, bei dem jeder sich selbst mit Distanz und Neugier betrachtet, jedoch nicht verurteilt. Aber auch das Gespräch mit einem Freund oder engen Verwandten kann Gefühle entlarven, die anderen zugeschoben werden, aber sich selbst betreffen.

Jemanden zu fragen, kann auch bedeuten, Dinge zu hören, die nicht gefallen. Stelle dich darauf ein, denn es hilft, mit dem Projizieren aufzuhören!

Professionelle Hilfe ist ebenfalls ein Ausweg. Ein guter Therapeut findet schnell mit dir gemeinsam die Gründe für Projektionen und kann Werkzeuge an die Hand geben, um diese zu verhindern. Ist bereits der Schaden in einer Beziehung entstanden, kann der Profi auch hier helfen.

Wer das Projizieren stoppt, kann nicht nur sein Selbstwertgefühl verbessern, sondern auch die Beziehung zu Freunden, Ehepartner oder Kollegen. Sich selbst bewusst wahrnehmen, eigene Schwächen und ungeliebte Seiten erkennen, sich selbst mehr akzeptieren und dadurch freundlicher und friedlicher werden – das sind weitere positive Konsequenzen der Verhaltensänderung. Probiere es aus!

Zusammenfassung

Menschen schieben nicht selten anderen ihre eigenen unliebsamen Gefühle zu. Diese sogenannte Projektion kann erhebliche Folgen haben, Beziehungen schädigen und das eigene Leben erschweren. Mit Selbstreflexion oder gar einem Therapeuten kann jedoch herausgefunden werden, was einen selbst betrifft und nicht den anderen.


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